In vielerlei Hinsicht liefern die Münchner von Elektrik Kezy Mezy mit ihrem Debütalbum " ElektriCity " eine wahre Zerreißprobe ab. Lautsprecher, Stimmbänder und Gitarrensaiten werden wirklich böse gequält, so daß die Bandinfo der Plattenfirma auch völlig zu Recht von der musikalischen Umsetzung diverser Schmerzen spricht. Kopfschmerzen, Zahnschmerzen und Ohrenschmerzen werden genannt und ähnlich wie Lächeln eine gewisse Freude ins Gehirn rückkoppelt, so werden bei Elektrik Kezy Mezy nicht nur Schmerzen verarbeitet, sondern gleichwohl auch erzeugt.

Dementsprechend eine schmerzhafte Rückkoppelung für die musikerzeugende Band und den gehörschenkenden Zuhörer, wobei es diesem dann aber doch nicht unbedingt gefällt, wenn der Schmerz bzw. die CD nach ca. 30 Minuten endet. Seltsamerweise baut sich nach mehrmaligen Hören ein gewisses Suchtpotential auf, auch wenn man immernoch geneigt ist, Sänger Amadeus Mezy einen warmen Tee und ein paar Kräuterbonbons in die Lautsprecher-Kalotten zu werfen. Kurzum, dreckiger Garagen-Rock der unsaubersten Sorte - vor den Boxen hat man beständig das Gefühl, sich hinter der im Schlammloch stehenden Motocross-Maschine zu befinden. Falls das Ziel der White Stripes, Datsuns, Hives, Eighties Matchbox B-Line Disaster und all der anderen war, so roh und unvermittelt wie nur eben möglich zu klingen, dann sind Elektrik Kezy Mezy noch einen überzeugenden Schritt weiter in die Richtung des ungehobelten Songs gegangen. Das Debütalbum dieses trashigen Zwei-Mann-Rock-Orchesters " ElektriCity " setzt auf deutliche Kantigkeit, gepaart mit dezenten Glam-Rock-Einflüssen. Das steht ihnen recht gut, es wirkt (bewusst) unfertig, klingt harsch und wer die White Stripes insgesamt für etwas überproduziert hält, wird sich womöglich eher bei Elektrik Kezy Mezy zu Hause fühlen. Hier geht es also um Rock, ein unaufhaltsames Rumpeln und Kratzen. Hier gibt ein Schlagzeuger und ein singender Gitarrist der CD den letzten Schliff, mit dem Reibeisen, damit es so klingt als sei Staub an der Nadel. Insgesamt ist es dennoch frisch, sicherlich unfertig, aber dafür ausreichend eigenständig um dem anspruchsvollen Indie-Publikum ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Es läßt sich also ungestraft das Prädikat "nicht leicht zugänglich, aber interessant" verwenden.

[Marc Hendricks - PoprockUnion - 08/2009]


Bandmitglieder: Amadeus Mezy (vocals, guitar), Frank Kezy (drums, vocals)

Vergleichbare Bands: The Stooges, The Hives, The International Noise Conspiracy, Mando Diao , The White Stripes, T-Rex

Ausgewählte Diskographie:

ElektriCity (LP, 2009)


Song-Empfehlungen:

1. Take Your Medicine
2. Find Me Another Lover
3. Marlene
4. Acting In Affection


  • Elliott Smith

    Der Amerikaner Elliott Smith war ein Lo-Fi-Singer-/Songwriter der mit seinem melancholischem Folkrock immer wieder mit Nick Drake verglichen wurde. In Deutschland wurde Elliott Smith vor allem durch den Song "Miss Misery" bekannt den er für den Film "Good Will Hunting" geschrieben hatte und der sogar für einen Oskar nominiert war. Im Oktober des Jahres 2003 wurde Elliott Smith tot in der Wohnung seiner Lebensgefährtin aufgefunden.

     
  • Electronic

    Electronic sind mit ihren drei Alben aus den Jahren '91, '96 und '99 mittlerweile ein langjähriges Nebenprojekt von Bernard Sumner (New Order) und Johnny Marr (Ex-The Smiths, The The). Zeitweise mit von der Partie waren auch Neil Tennant von den Pet Shop Boys und Ex-Kraftwerker Karl Bartos. Nicht zuletzt durch Sumners Gesang klingen sie aber zumeist nur wie New Order mit Britpop-Ambitionen.

     
  • D.A.D.

    Ursprünglich unter dem Namen Disneyland After Dark in Dänemark gegründet, wurden D.A.D. im Jahre 1989 auch in Deutschland bekannt. Seit dieser Zeit sind D.A.D. ein Garant für temperamentvollen Powerrock mit Country- und Hardrockeinflüssen. Typisch Skandinavien eben, was damals aber noch niemand wußte...