Die Wege in- und ausländischer Postdienstleister sind manchmal überaus steinig. Anders läßt sich wohl das unpünktliche Eintrudeln des letzten Päckchens nicht erklären. Dabei wollte ich mit diesem Review eigentlich ein wenig zur gnadenlosen Aktualität dieser Webseite beitragen. Aber ich will hier nicht herumlamentieren, schließlich ist das Albumdebüt "Everything Last Winter" von Fields in Deutschland (noch) gar nicht erhältlich.

Mit detailfreudigen Twee-Popsongs (Brittlesticks) und anmutig sperrigem Gitarren-Feedback (If You Fail We All Fail, Song For The Fields), das an glorreiche Shoegazing-Bands erinnert, eroberte die Band im letzten Jahr schon die Herzen der Londoner Indie-Szene. Nach einigen EPs und Vorab-Single-Auskopplungen ist nun endlich auch der passende Fields-Longplayer eingespielt, eine Platte, die mit jedem Hördurchgang wächst. Auch wenn sie die Kraft und psychedelische Intensität über die gesamte Albumlänge nicht ganz halten kann, ist "Everything Last Winter" weitaus komplexer als flüchtiger, auf Hochglanz polierter Britpop. Die eingängige und druckvolle Mischung aus Melancholie, Pathos, Wut und Verzweiflung vermittelt die Band durchaus überzeugend, bisweilen etwas zu kalkuliert, wenn sich Fields zu sehr bei The Magic Numbers anlehnen. Diese standardisierten Folksong-Facetten mögen aber auch am Duett-Charakter bzw. am Wechselgesang zwischen Nick Peill und der engelsgleichen Stimme von Thórunn Antonía liegen.
"Everything Last Winter" ist zwar insgesamt nicht ganz so sperrig, verlärmt und kompromisslos wie man es möglicherweise hätte erwarten können, aber mit ihrer Verspieltheit und einigen psychedelischen Shoegazing-Ausbrüchen können die Fields bei mir trotzdem punkten. Ein tolles, abwechslungsreiches Album für Indie-Fans jeglicher Couleur, verschroben und zugänglich zugleich.
Da das neue Album "Hollow Mountains" mittlerweile seit fast einem Jahr täglich erscheinen soll und auch einige Fields-Bandmitglieder die Band offensichtlich verlassen haben, mehren sich die Gerüchte, daß sich Fields aufgelöst haben könnten.


[PoprockUnion - 05/2009]

Bandmitglieder: Nick Peill (vocals, guitar, keyboards), Thórunn Antonía (vocals, keyboards), Matty Derham (bass), Jamie Putnam (guitar), Henry Spenner (drums)
    
Musikstil: Indierock, Shoegazer
    
Vergleichbare Bands: Ride, Arcade Fire, Mew, My Bloody Valentine, The Radio Dept., Doves, Afraid Of Stairs, Spotlight Kid

Ausgewählte Diskographie:

7 From The Village (EP, 2006)
Everything Last Winter (LP, 2007)  Fields - Everything Last Winter
Hollow Mountains (LP, 2009)
    
Song-Empfehlungen:

1. Song For The Fields
2. Charming The Flames
3. Brittlesticks
4. If You Fail We All Fail  Fields
5. You Brought This On Yourself
6. Feathers
7. I Could Never Lie

  • James

    Die ca. 20-jährige Bandgeschichte der altgedienten Indie-Haudegen James, mit ihren zahlreichen Stilwechseln und unüberschaubaren Umbesetzungen ist nicht besonders leicht auf einen allgemeingültigen Nenner zu bringen. James sind halt James, also weder eine richtige C-86-Band, noch eine typische Madchester-Rave-Kapelle, auch keine kurzlebige Britpop-Band und sie sind schon gar nicht die neuen Beatles, Smiths oder Stone Roses.

     
  • Placebo

    Brian Molko, der Sänger der Band Placebo hat oft seltsame Haare, er schminkt sich, im Gesicht weiß, um die Augen schwarz, klaut angeblich auch heute noch gerne CDs, war lange Zeit verschiedensten Drogen verfallen, wäscht sich maximal einmal die Woche die Haare, nimmt einen Song auch schon mal nackt auf, nennt Rauchen, Kiffen, Star Trek und Bloody Marys seine Leidenschaft - als Kind ein Einzelgänger, hat er heute als Sänger einer so erfolgreichen Band das richtige Ventil für sein, nennen wir es mal künstlerisches Wesen gefunden.

     
  • The Boyfriends

    Nachdem am Anfang dieses Jahres die kleine Indie-Plattenfirma Boobytrap Records für immer ihre Pforten geschlossen hat und in den letzten Wochen die offizielle Webseite vom einstigen Label-Zugpferd The Boyfriends auch nicht mehr erreichbar war, mehren sich nun die Gerüchte, daß The Boyfriends sich wohl aufgelöst haben. Dementsprechend, höchste Zeit für uns eine Rezension bzw. einen möglichen Nachruf zu dieser Band zu verfassen.