The Early Years, auch wieder eine neue und interessante Band aus dem Vereinten Königreich. Als ich deren CD zum ersten Mal bei einem Freund hörte, mußte ich unweigerlich an Kraftwerk denken. Allerdings ist ein Kraftwerk-Vergleich für die meisten Leser natürlich eher irreführend, denn so richtig kommt der Fan elektronischer Musik hier nicht auf seine Kosten.

The Early Years sind eher eine anspruchsvolle Indieband, die ihre Wurzeln wohl irgendwo zwischen Shoegazern und gemäßigten Krautrockern haben dürfte. Wobei der Song "Musik der frühen Jahre" strukturell wirklich recht nah an "Autobahn" oder "Trans-Europa-Express" von Kraftwerk herankommt. Für ganz alte Hasen sind wahrscheinlich Neu!, für geringfügig jüngere, Spiritualized oder frühe The Verve ein guter Anhalts- bzw. Referenzpunkt, zumal The Early Years über weite Strecken ihres selbstbetitelten Debüt-Albums eher ruhig dahingleiten, d.h. eher monotone, hypnotisch-psychedelische Klangteppiche zusammenweben. Monoton soll hier aber keinesfalls als Schimpfwort verstanden werden, sondern vielmehr als Einordnungshilfe für Fans des Genres dienen.
Darüber hinaus haben Steve Lamacq, DJ des britischen Radio One, oder auch XFM dieses Londoner Trio schon mit eigenen Sessions und genug Airplay bedacht, so daß The Early Years mittlerweile schon über den Geheimtipp-Status hinweg katapultiert wurden. Fazit also, tolles Album, künstlerisch und musikalisch anspruchsvoll, vielleicht ein wenig zu ruhig-verträumt für den ganz großen Durchbruch bzw. die einschlägigen Indie-Clubs.


[PoprockUnion 09/2006]

Bandmitglieder: David Malkinson (vocals, guitar), Roger Mackin (guitar), Phil Raines (drums)
    
Musikstil: Shoegazer, Krautrock, Indierock

Vergleichbare Bands: Spiritualized, Adorable, Kitchens Of Distinction, The Stone Roses, Engineers, Jesus & Mary Chain, Doves    

Ausgewählte Diskographie:

The Early Years (LP, 2006)
The Great Awakening (EP, 2007)
    
Song-Empfehlungen:

1. The Simple Solution
2. All Ones And Zeros
3. So Far Gone
4. Brown Hearts
5. Say What I Want To
6. Like A Suicide

  • Frank Popp

    Ganze 2 Jahre hat es gedauert bis Frank Popp mit seinem Underground-Hit "Hip Teens don't wear Blue Jeans" im Jahre 2003 auch die Allgemeinheit von seinem 60er-Sound überzeugen konnte. Leider mußten sich zu diesem Zeitpunkt auch all jene erneut vom gemeinen DJ-Volk auf die Tanzfläche zerren lassen, die gerade ihre Popshopping-Phase abgeschlossen hatten.

     
  • Klee

    Vorab, mit Paul Klee haben Klee ungefähr soviel gemeinsam wie dieser mit Malen nach Zahlen. Wer aber trotzdem irgendwo Gemeinsamkeiten sucht, der findet sie am ehesten noch bei Paula oder 2Raumwohnung , vom New Order -Bass mal abgesehen. Ihr Song "Erinner Dich" wird 2002 zum offiziellen Popkomm -Song, was der Band zu mehr Aufmerksamkeit verhilft und David Gedge (Cinerama , The Wedding Present) zu einer englisch-akzentuierten Cover-Version animiert.

     
  • Electronic

    Electronic sind mit ihren drei Alben aus den Jahren '91, '96 und '99 mittlerweile ein langjähriges Nebenprojekt von Bernard Sumner (New Order) und Johnny Marr (Ex-The Smiths, The The). Zeitweise mit von der Partie waren auch Neil Tennant von den Pet Shop Boys und Ex-Kraftwerker Karl Bartos. Nicht zuletzt durch Sumners Gesang klingen sie aber zumeist nur wie New Order mit Britpop-Ambitionen.