Als Musik-Junkie wird man ja oft gefragt, ob Platte X von Band Y wirklich so gut ist wie alle sagen (und ich warte schon jetzt auf den Tag, an dem ich diesen Artikel ändern muß, weil gerade eine Band namens Y die Platte X veröffentlicht hat). Meistens ist die befragte Platte ja auch irgendwie gut, da man sich als Indie-Fan ja am liebsten in einem relativ geschmacksicheren Umfeld bewegt, der Zeitgeist das Übrige tut und man sich von Ignoranten schon mal gar kein Gespräch aufzwingen läßt. Aber ich schweife ab.

Jedenfalls ist trotz des eben beschriebenen relativ hohen Qualitätsstandards selten eine Platte so gut wie "Let go" von Nada Surf. Dabei möchte man meinen, daß es sich bei Nada Surf aus New York eher um eine gescheiterte Band handelt, die sogleich mit der Single "Popular" (1996) durchstartete, ein "One Hit Wonder"-Prädikat erhielt und wenig später Probleme mit der Plattenfirma bekam. Wie dem auch sei, das ist Schnee von gestern, denn Nada Surf machten eigentlich schon immer schönen Indie-Gitarrenpop mit latentem Hitpotential und das beweist auch das neue Album "The Weight is a gift" (2005) mal wieder. Zwar ist es nicht ganz so gut wie der Vorgänger "Let Go" (2002), aber das konnte auch niemand ernsthaft erwarten. Außerdem darf man nicht unterschlagen, daß Nada Surf mit "High/Low" und "The Proximity Effect" auch schon so gute Vorgänger abgeliefert hatten, daß man hier generell höhere Maßstäbe ansetzen darf.

[PoprockUnion 06/2005]

 

Bandmitglieder:  Matthew Caws (vocals, guitar), Daniel Lorca (bass), Ira Elliot (drums)

Musikstil:  Indie-Rock

Vergleichbare Bands:  Weezer, The Shins, Death Cab For Cutie, The Stills


Ausgewählte Diskographie:

High/Low (LP, 1997) 
The Proximity Effect (LP, 2000)  
Let Go (LP, 2002)  
The Weight is a gift (LP, 2005)


Song-Empfehlungen:

1. Always Love
2. Inside of Love
3. Hi-Speed Soul
4. Robot
5. If you leave (OMD Cover)
6. Popular




  • Air

    Zugegeben, hier schlägt das Poprock-Pendel weit in Richtung des Pop aus. Leichte Synthesizer-Melodien, -Flächen, -Chöre, Vocoder, unaufdringliche Jazz-Elemente, zarter Gesang von ausgeliehenen Sängerinnen. Alles in allem, sehr unaufdringlich und der Erfolg des Albums "Moon Safari" beweist wie wenig Leute ihre musikalische Prägung von einem Fahrstuhl erhalten haben. Ansonsten würde ihnen nämlich diese Musik zum Hals raushängen.

     
  • Dead Or Alive

    Tanzbaren, eingängigen Plastik-Pop ohne jegliches Format hatten sich Dead or Alive gegen Mitte der 80er-Jahre auf die Fahne geschrieben. Nachdem sie dafür dann auch noch Stock/Aitken/Waterman als Produzenten verpflichteten, sahen die Kritiker die Band lieber tot als lebendig. Dabei hatte die Band zu Beginn der 80er noch als Gothic-Rock-Band angefangen, bei der für kurze Zeit auch Wayne Hussey (Sisters Of Mercy, The Mission) aktiv war. Ihr größter Hit bzw. das One-Hit-Wonder der Band war die Single "You Spin Me Round (Like a Record)". Damit begann jedoch der Siegeszug des Produzenten-Pop von SAW.

     
  • Test Icicles

    Hört man das Debüt-Album der britischen Test Icicles zum ersten Mal, dann wird man ein wenig überrascht sein, denn der musikalische (Irr)Weg der hier eingeschlagen wird, ist in weiten Teilen so gar nicht massenkompatibel. Es darf gebrüllt werden und geurteilt nach den Künstlernamen der Band-Mitglieder, dann ist dies auch gar kein Zufall. Scheinbar versuchen die Test Icicles mit subtilen Synthie-Einlagen und einem Funky-Dance-Beat, den NME behutsam von den Vorzügen des Death Metals bzw. Grindcores zu überzeugen.