The Haddocks

Bislang hatten wir die Schweiz nicht auf unserer musikalischen Indie-Landkarte. Das hat sich jetzt aber schlagartig geändert, denn Anfang Juni beglückte uns das Schweizer Künstler-Kollektiv und Indie-Label Ikarus Records mit dem Debütalbum von The Haddocks. Das Album heißt "The Year Before The Year Of Sekiuah" was sinngemäß in etwa bedeutet, heute ist der letzte Tag an dem man den Joghurt im Kühlschrank noch essen kann. Oder wie der Engländer sagt: "Your guess is as good as mine."

Viel konnten wir jedenfalls nicht über Label und Band zusammentragen. Ikarus Records versucht Produktion, Vertrieb und Booking in Eigenregie zu bewältigen. The Haddocks sind Luca, Dominic und Philipp , sie singen und spielen Instrumente, teilweise auch noch bei anderen Ikarus -Bands. Stilecht zelebrieren die 3 Schweizer auf "The Year Before..." ihre selbstsichere Mischung aus rotzigem Indie-Rock und gezielt eingesetzter Shoegazer-Psychedelik. Manchmal ist nichts wie es scheint, viele Titel enden nicht so wie sie begonnen hatten. So spendieren The Haddocks ihren Songs gerne mal einen dezenten Beginn, verspielte Outros, und auch zwischendurch lassen sie oftmals ihren Spaß am musikalischen Detail aufblitzen. Diese Experimentierfreude sorgt für Abwechslung und schafft die nötigen Wiedererkennungswerte, so daß sich alle 10 Titel des Albums gekonnt im Spannungsfeld zwischen rohem und poppigem Indie-Ohrwurm bewegen. Zweifelsohne haben wir es hier mit fähigen Musikern und guten Songwritern zu tun, selbst wenn sich Sänger Luca gesangstechnisch manches Mal ein wenig im Ton vergreift. Darüber sollte man aber hinwegsehen, schließlich beschwert sich auch kein Mensch über die Löcher im Käse. Man ahnt, für irgend etwas müssen sie gut sein. Und deshalb muß man voller Hochachtung anerkennen, The Haddocks haben z.B. mit "The Magical Nights Of Salvatore Schillaci", "Tu Sembles Comme Le Soleil", "Surf Ice" oder auch "Rubbish Dancer" einiges an Hitpotential aufgefahren - toll produziert und weder zu einfach noch zu kompliziert verpackt. Was jetzt noch zu sagen wäre, bevor sich die Indie-Hörerschaft auf die exzentrischen bis wortkargen Bandseiten begibt. Das Album kann auf den Konzerten der Band oder auf der Labelseite von Ikarus Records erworben werden.

[Marc Hendricks - PoprockUnion - 06/2007]


Bandmitglieder:  Luca (vocals, guitar), Philipp (bass), Dominic (drums)

Musikstil:  Indie-Rock, C86, Shoegazer

Vergleichbare Bands:  Ride, The Early Years, Mando Diao, Readymade, Nada Surf, Six By Seven, Adorable, Slut, The Dandy Warhols


Ausgewählte Diskographie:

The Year Before The Year Of Sekiuah (LP, 2007)


Song-Empfehlungen:

1. The Magical Nights Of Salvatore Schillaci
2. Tu Sembles Comme Le Soleil
3. Surf Ice
4. We Save What You Give, Girl
5. Rubbish Dancer






  • Eskobar

    Einen wunderschön romantischen Britpop machen Eskobar und dieser Vergleich muß als Lob verstanden werden, denn Eskobar kommen aus Schweden. Schwedenpop wäre hier aber die völlig falsche Fährte, da Eskobar weder mit Abba, noch mit Roxette verglichen werden sollten. Eskobar sind nämlich keineswegs Mainstream, aber aufpassen müssen sie trotzdem. Denn wenn sie den Weg den sie mit ihrem 2. Album "There's only now" eingeschlagen haben konsequent weitergehen, dann wird sich dieser Albumtitel als selbsterfüllende Prophezeiung erweisen.

     
  • The Dark Romantics

    In den 80er Jahren hätte ich diese Platte schon alleine wegen des Cover-Artworks nicht gekauft. Zu sehr hätte ich damals die unausweichlichen Sympathiebekundungen von Fancy- und Moti Special-Fans gefürchtet. Heute lassen sich mögliche Geschmacksverirrungen zum Glück anonymer abwickeln und deshalb kann ich hier nun den Review zu The Dark Romantics beisteuern. Die Band stammt aus Florida und, soviel vorab, das Cover täuscht ein wenig, aber auch nicht komplett. Ich persönlich hätte schwülstige 80er Synthie-Musik mit leichtem Gothic Touch erwartet.

     
  • Grandaddy

    Für Menschen, die sich der Meinung anschließen können, daß aus Amerika generell mehr blutleerer musikalischer Müll zu uns herüberkommt als aus England, sind Grandaddy der Lichtblick schlechthin. Grandaddy sind fünf, zumeist bärtige, Spacken aus Modesto, Kalifornien, die eingängige Popsongs mit Lo-Fi-Charme und Experimentierfreude jederzeit zu einem verschrobenen Gesamtkunstwerk auftürmen können. Dies gelingt ihnen dann auch in genialer Weise auf dem Meisterwerk "The Sophtware Slump" aus dem Jahre 2000.