Hier ein typischer Fall von ungünstigem Timing und unglücklichen Umständen. Von der englischen Presse entweder gehasst oder ignoriert, von Creation Records wegen Erfolglosigkeit hinausgeworfen und danach kein neues Plattenlabel mehr gefunden. So, oder ähnlich läßt sich die Bandgeschichte von Adorable knapp zusammenfassen.

Adorable aus Coventry gehören musikalisch bzw. Genre-Schubladen-technisch irgendwie mit zur Shoegazer-Szene der späten 80er/frühen 90er. Adorable selbst sahen sich zwar eher in der Tradition der englischen Bands der achtziger Jahre, wie etwa The Jesus & Mary Chain, The Psychedelic Furs oder sogar Echo And The Bunnyman und The Smiths, welche sie desöfteren als musikalische Haupteinflüsse anführten. Stilistisch orientierten sie sich auch nicht ganz an den Großen britischen Shoegazern wie Ride, Slowdive bzw. My Bloody Valentine, denn ihre gitarrengeladenen Songs enthalten weniger melancholische Züge, dafür aber einen unheimlich druckvollen, psychedelischen Sound. So könnte man durchaus auch wohlklingende Namen wie The Pixies oder Dinosaur anführen. Wir wollen Adorable aber sinnvollerweise als britische Shoegazer-Band bezeichnen, da man so auch auf das fast schon vergessene Erbe dieser Zeit verweisen kann, um vielleicht junge Bands bzw. junge Leser mit den nötigen Impulsen für gute Musik zu versorgen.
Der kommerzielle Durchbruch, falls man im Fall von Adorable überhaupt davon reden kann, kam erst am Ende des "Madchester-Rave" im Jahre 1992, als Alan McGhee von Creation Records sie unter Vertrag nahm. In Deutschland hat man davon natürlich nichts mitbekommen, denn hier bestimmten zu jener Zeit die amerikanischen Grunge-Bands weitestgehend die Musikszene. Als dann der Grunge abgefrühstückt war und 1995 das Zeitalter des Britpop eingeläutet wurde, hatte Creation längst das Vertrauen in Adorable verloren und die Band löste sich daraufhin auf.
Wer aber Ride kennt und schätzt und in seiner Plattensammlung noch Platz für 7 Singles und 2 LPs hat, der sollte ruhig versuchen die Lücken mit Adorable aufzufüllen.


[PoprockUnion - 10/2005]

Bandmitglieder: Pete Fijalkowski (vocals, guitar), Robert Dillam (guitar), Steven "Wil" Williams (bass), Kevin Gritton (drums)
     

Musikstil: Shoegazer, Indierock, New Glam

Vergleichbare Bands: Ride, My Bloody Valentine, Echo & The Bunnymen, Jesus & Mary Chain , Strangelove 

Ausgewählte Diskographie:

Against Perfection (LP, 1993)
Fake (LP, 1994)
Footnotes - Best Of (LP, 2008)
    
Song-Empfehlungen:

1. Sunshine Smile
2. Homeboy
3. I'll be your saint
4. Sistine Chapel Ceiling
5. Submarine
6. Kangaroo Court
7. Glorious
8. Vendetta

  • Air

    Zugegeben, hier schlägt das Poprock-Pendel weit in Richtung des Pop aus. Leichte Synthesizer-Melodien, -Flächen, -Chöre, Vocoder, unaufdringliche Jazz-Elemente, zarter Gesang von ausgeliehenen Sängerinnen. Alles in allem, sehr unaufdringlich und der Erfolg des Albums "Moon Safari" beweist wie wenig Leute ihre musikalische Prägung von einem Fahrstuhl erhalten haben. Ansonsten würde ihnen nämlich diese Musik zum Hals raushängen.

     
  • Dead Or Alive

    Tanzbaren, eingängigen Plastik-Pop ohne jegliches Format hatten sich Dead or Alive gegen Mitte der 80er-Jahre auf die Fahne geschrieben. Nachdem sie dafür dann auch noch Stock/Aitken/Waterman als Produzenten verpflichteten, sahen die Kritiker die Band lieber tot als lebendig. Dabei hatte die Band zu Beginn der 80er noch als Gothic-Rock-Band angefangen, bei der für kurze Zeit auch Wayne Hussey (Sisters Of Mercy, The Mission) aktiv war. Ihr größter Hit bzw. das One-Hit-Wonder der Band war die Single "You Spin Me Round (Like a Record)". Damit begann jedoch der Siegeszug des Produzenten-Pop von SAW.

     
  • Test Icicles

    Hört man das Debüt-Album der britischen Test Icicles zum ersten Mal, dann wird man ein wenig überrascht sein, denn der musikalische (Irr)Weg der hier eingeschlagen wird, ist in weiten Teilen so gar nicht massenkompatibel. Es darf gebrüllt werden und geurteilt nach den Künstlernamen der Band-Mitglieder, dann ist dies auch gar kein Zufall. Scheinbar versuchen die Test Icicles mit subtilen Synthie-Einlagen und einem Funky-Dance-Beat, den NME behutsam von den Vorzügen des Death Metals bzw. Grindcores zu überzeugen.