Cairo - Bandfoto

Die Band Cairo wurde 2005 von den beiden Bassisten Thomas Thiel und Michael Wright gegründet - letzterer stammt ursprünglich aus Seattle. Verstärkt wird die Münchner Band durch den Schlagzeuger Martin Dorfner und die Sängerin Nina Kuhlig. Jetzt, im Herbst 2007, haben Cairo ihr Debütalbum "The Armies Of Compassion" veröffentlicht, ein Kraftakt mit insgesamt 18 Songs. Dementsprechend vielseitig und vielschichtig sollte es dann natürlich auch zur Sache gehen und das tut es auch. Desöfteren wird die Bassisten-, Gitarristen- und Songwriter-Rolle gewechselt und auch bei den Gesangsparts verhält es sich ähnlich. Eine exakte Einordnung fällt deshalb nicht gerade leicht.

Beim Opener "Turntable in my head" muß man zwar nach den ersten Takten noch unweigerlich an "Sheepdog" von Mando Diao denken, aber dabei bleibt es letztlich auch. Musikalisch hat man es eher mit einem bunten Strauss an unterschiedlichen Einflüssen zu tun. Variable Gitarrensounds, scharfe, aggressive Bass-Fragmente und zackig-kantige New Wave-Gesangslinien wechseln sich ab mit Schrammel-Indie (C86) und glasklarem Frauengesang.
Der Song "Tsunami" klingt mit seinem schimmernd-perlenden Gitarrenlauf und dem verhallten Gesang wie ein früher Song der Smiths. "Fast Food Fiends" und "Live or Die" gehen in die gleiche Richtung, erinnern mit ihrem Mann-Frau-Wechselgesang aber mehr an typische Vertreter des Twee-Pops. "Tic Toc", "Mindfucker" ist geschrammelter Indie-Pop, der sich grob zwischen The Wedding Present und Decoration ansiedelt. Dann gibt es noch die schnellen Gitarren und das rumpelnde Schlagzeug von "Men, Suffering", ein Song der sich mit jedem neuen Durchlauf, langsam hinter dem Rücken des Hörers, den Ohrwurm-Status erschleicht. Und ganz ähnlich verhält es sich auch mit dem gesamten Album, das sich gelassen und selbstsicher in die Gehörgänge frißt.
Von der Grundstimmung her dominiert insgesamt vielleicht ein wenig der New Wave-Gedanke bzw. melancholischer Gothic-Rock in früh-achtziger Ausprägung, leicht fällt die Eingrenzung trotzdem nicht. Für den typischen New Wave-Sound fehlt der Synthesizer und für das, was man vielleicht landläufig in die Gothic-Ecke schieben würde, ist die Musik einfach nicht düster genug. Cairo schreiben selbst über ihre Einflüsse: "Dark-Pop, Wave und Independent bis Alternative Rock mit Folkeinflüssen."

Was noch zu sagen wäre. Das Debütalbum "The Armies Of Compassion" geizt nicht mit guten Songs und besitzt obendrein eine Spieldauer von 70 Minuten. Die CD wurde in Eigenregie aufgenommen und abgemischt, womit der Indie-Geist bestmöglich dokumentiert wäre. Erfreulicherweise führt diese Eigenverantwortung auch zu keinerlei Abzügen in der B-Note, denn die produktionstechnische und klangliche Qualität kann durchweg überzeugen. Falls das Interesse geweckt wurde, dann folgt man am besten dem Ruf der Cairo-Webseite, dort können einige Lieder der aktuellen Platte komplett angehört bzw. runtergeladen werden.


[Marc Hendricks - PoprockUnion - 10/2007]

Mitglieder: Thomas Thiel (bass, guitar, vocals), Mike Wright (guitar, bass, vocals), Nina Kuhlig (vocals), Martin Dorfner (drums)
    
Musikstil: Indie-Rock, New Wave, Gothic-Rock   

Vergleichbare Bands: The Smiths, Killing Joke, Decoration, The Chameleons, Anthony's Attic
     

Ausgewählte Diskographie:

    Cairo (EP, 2005)
    The Armies Of Compassion (CD, 2007)
     

Song-Empfehlungen:

    1. Men, Suffering
    2. Day Off
    3. Fast Food Fiends
    4. Armies Of Compassion
    5. 2200
    6. Anyway

  • Dover

    Der Name klingt nach einer Band aus dem Vereinten Königreich, so wie Kent beispielsweise, aber bei genauerem Hinhören kommt einem der Akzent der Sängerin irgendwie spanisch vor. Und tatsächlich, Dover sind Spanier, wurden 1992 gegründet, singen zumeist auf Englisch und können glücklicherweise nicht mit den Heroes del Silencio verglichen werden.

     
  • Lifehouse

    Ich vermute mal, daß Lifehouse eine kurzfristige Modeerscheinung bleiben werden, aber was hört man nicht alles wegen Freunden die musikalisch keinerlei Vorurteile haben. Zugegeben, das Album "No Name Face" ist ganz schöner Alternative-Rock, Emo-Core, Nu-Metal, Grunge, wie auch immer, doch hat man diesen seit den Sternstunden von Pearl Jam bereits mehrmals in runderneuerter Verpackung über den großen Teich geschickt.

     
  • Badly Drawn Boy

    Damon Gough, der Mann hinter Badly Drawn Boy trägt ständig eine Wollmütze welche ihm irgendwie eine mystische Aura verleiht. Anders ist es nicht zu erklären, denn er wirkt mit dieser Mütze so zerbrechlich und ehrlich, daß man ihm ungesehen einen Unfallwagen zum Neupreis abkaufen würde. Glücklicherweise verkauft der Badly Drawn Boy harmonisch-melancholische Popmusik, wie sie nur in England erfolgreich gemacht wird.